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Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (kurz: PTBS) ist eine ernste psychische Krankheit. Sie entsteht, wenn jemand etwas sehr Schlimmes erlebt hat – zum Beispiel einen Unfall, einen Krieg oder Gewalt.
Das Schlimme kann:
- einmal passieren, wie bei einem Autounfall oder Überfall,
- öfter vorkommen, wie bei sexuellem Missbrauch,
- oder über längere Zeit andauern, wie im Krieg.
Manche Menschen erleben das direkt, andere sehen es bei jemand anderem. Viele können solche Erlebnisse mit der Zeit verarbeiten. Aber bei manchen bleibt die seelische Verletzung. Dann kehren die schlimmen Erinnerungen immer wieder zurück – das nennt man PTBS.
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Wie zeigt sich eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Die Anzeichen einer PTBS können direkt nach dem schlimmen Erlebnis auftreten – oder erst Wochen oder Monate später. Wenn die Reaktion sofort kommt, nennt man das „akute Belastungsreaktion“. Typisch sind starke Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit oder das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Häufige Symptome bei PTBS sind:
- Starke Erinnerungen: Die schlimme Situation kommt immer wieder ins Gedächtnis – zum Beispiel in Träumen oder durch plötzliche Rückblenden (sogenannte Flashbacks). Es fühlt sich an, als würde man das Ganze noch einmal erleben.
- Vermeidung: Betroffene meiden Orte, Menschen, Geräusche oder Gerüche, die sie an das Trauma erinnern.
- Rückzug: Manche Menschen ziehen sich zurück, wollen mit niemandem mehr reden oder haben kein Interesse mehr an Dingen, die ihnen früher Spaß gemacht haben.
- Anspannung und Schreckhaftigkeit: Viele sind ständig nervös, schnell erschrocken und immer „in Alarmbereitschaft“. Sie schlafen oft schlecht, auch wenn keine echte Gefahr mehr da ist.
Ursachen von PTBS
PTBS kann durch sehr belastende Erlebnisse ausgelöst werden. Dazu gehören zum Beispiel:
- Flucht und Vertreibung
- Gewalt oder Überfälle
- Krieg
- Sexueller Missbrauch
- Schwere Unfälle
- Naturkatastrophen
- Schwere Krankheiten oder medizinische Notfälle
- Der Tod eines nahen Menschen
Ob jemand nach so einem Erlebnis eine PTBS bekommt, hängt von mehreren Dingen ab:
- Was genau passiert ist
- Wie schlimm und wie lange es war
- Ob es öfter passiert ist
Aber auch die eigene Stärke im Umgang mit Stress ist wichtig. Manche Menschen verarbeiten die Erfahrungen anders und sind widerstandsfähiger (resilienter) oder haben einfach mehr oder eine bessere Unterstützung. Andere haben vielleicht schon vorher seelische/psychische Probleme gehabt und reagieren deshalb intensiver auf neue negative Lebenserfahrungen– auch das spielt eine Rolle.
Behandlung – Ist PTBS heilbar?
Ja, PTBS kann behandelt werden – viele Betroffene erholen sich mit der Zeit. Etwa 30 von 100 Menschen haben nach einem Jahr keine Symptome mehr. Eine Therapie hilft oft gut. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
1. Verhaltenstherapie:
In einer speziellen Therapie (traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie) lernen Betroffene, sich mit dem schlimmen Erlebnis auseinanderzusetzen. Das hilft, die Erinnerungen zu verarbeiten und die Beschwerden zu verringern.
Eine besondere Methode ist EMDR:
Dabei bewegt die Therapeutin oder der Therapeut einen Finger vor den Augen, und die Betroffenen folgen mit den Augen. Währenddessen denken sie an das traumatische Erlebnis. Diese Augenbewegungen helfen dem Gehirn, das Geschehene besser zu verarbeiten. Wie genau das funktioniert, ist noch nicht vollständig erforscht – aber es wirkt oft.
2. Medikamente:
Manche Menschen bekommen zusätzlich Medikamente, vor allem Antidepressiva (z. B. mit den Wirkstoffen Sertralin, Paroxetin oder Venlafaxin). Sie sollen die Therapie unterstützen, aber nicht allein eingesetzt werden. Beruhigungsmittel sollten vermieden werden.
3. Weitere Hilfen:
Andere Angebote wie Kunst-, Musik- oder Bewegungstherapie oder eine persönliche psychosoziale Unterstützung bei Albatros hilft sicher zusätzlich. Wenden Sie sich bitte an Albatros wenn Sie unsicher sind, ob Sie unter einer PTBS leiden bzw., wenn Sie Unterstützung wünschen.
Fazit
PTBS ist behandelbar. Eine gute Therapie kann helfen, wieder besser zu leben.
Verlauf und Heilungschancen bei PTBS
PTBS kann bei jedem Menschen anders verlaufen. Viele schaffen es mit der Zeit, das schlimme Erlebnis zu verarbeiten. Manchen geht es schon nach einem Jahr besser – in seltenen Fällen sogar ohne Therapie.
Aber: Bei etwa 30 von 100 Betroffenen bleiben die Beschwerden länger als drei Jahre. Manche entwickeln zusätzlich andere psychische Probleme, z. B. eine Sucht.
Was hilft Betroffenen und Angehörigen?
- Reden hilft: Es ist wichtig, mit vertrauten Menschen über das Erlebte zu sprechen – zum Beispiel mit Familie, Partner, Freunden oder den muttersprachlichen Berater/-innen von Albatros. Diese beraten sie sehr gerne, hoch professionell und streng vertraulich.
- Frühzeitig Hilfe holen: Eine Therapie kann sehr helfen. Je früher man sich an eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten wendet, desto besser.
- Austausch mit anderen: Selbsthilfegruppen können helfen, sich verstanden zu fühlen.
Was Angehörige tun können:
- PTBS ernst nehmen.
- Geduldig zuhören – auch wenn das Erlebte öfter erzählt wird.
- Ermutigen, Hilfe zu suchen – und ggf. bei der Therapiesuche unterstützen.
Wichtig:
Wenn die betroffene Person über Suizid spricht, müssen Angehörige sofort handeln:
- Einen Arzt oder eine Ärztin informieren
- Telefonseelsorge anrufen: 0800 – 111 0 111 (kostenlos und rund um die Uhr erreichbar)
- Bei akuter Gefahr: Notarzt rufen – für eine schnelle Aufnahme in eine psychiatrische Klinik.
