Zwangsheirat erkennen und Hilfe finden

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Zwangsheirat erkennen und Hilfe finden

Lasst uns über ein sehr wichtiges Thema sprechen: Zwangsheirat – was das bedeutet, welche Rechte du hier in Deutschland hast und wo du Unterstützung bekommst.

Zwangsheirat bedeutet, dass du als minderjähriges Mädchen unter Druck gesetzt, bedroht oder sogar verletzt wirst, um jemanden zu heiraten, den du nicht frei gewählt hast. Das unterscheidet sich von einer arrangierten Ehe, die in Ordnung ist, solange du wirklich zustimmst und dich sicher fühlst, auch „Nein“ sagen zu können.

Hier in Deutschland entscheidest DU, ob und wann du heiratest – das steht im Gesetz. Das Heiratsalter ist 18 Jahre. Ehen, die im Ausland geschlossen wurden und bei denen ein Partner unter 16 Jahre alt war, sind in Deutschland nicht gültig. Liegt das Alter zwischen 16 und 18, wird eine solche Ehe meist aufgehoben. Jemanden zur Ehe zu zwingen, auch durch eine Auslandsreise, ist eine schwere Straftat.

Zwangsheirat verstößt gegen die Rechte von Frauen und Mädchen. Diese hart erkämpften Rechte schützen dich hier – egal, ob du jung bist oder erwachsen. Eltern oder Erziehungsberechtigte können viele Entscheidungen treffen, aber nicht, wen du heiratest – in keinem Alter.

Wir wissen, wie real der familiäre Druck sein kann. Er kann von Menschen kommen, die du liebst. Du fühlst dich vielleicht ängstlich, loyal oder hin- und hergerissen. Aber deine Sicherheit steht immer an erster Stelle. Denk daran: Es ist DEIN Leben – und du hast das Recht, frei zu wählen.

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Warnsignale erkennen

Vertraue auf dein Gefühl

Manchmal ist es schwer, zu erkennen, wann aus einer schwierigen Situation eine Zwangsheirat wird. Doch es gibt Anzeichen, auf die du achten solltest, damit du frühzeitig Hilfe suchen kannst.

Häufige Warnsignale sind zum Beispiel, wenn du ständig unter Druck gesetzt wirst, „Ja“ zu sagen, obwohl du eigentlich „Nein“ sagen möchtest. Das kann durch Worte passieren, aber auch durch Drohungen oder Einschüchterungen. Vielleicht sagen dir Verwandte oder andere Menschen in deinem Umfeld, dass du keine Wahl hast, oder sie setzen dich emotional unter Stress, indem sie mit Scham oder Verlust von Liebe drohen.

Ein anderes Zeichen kann sein, wenn jemand dein Handy kontrolliert oder deine Nachrichten liest, dich vom Kontakt zu Freund*innen und Schule oder Arbeit fernhält, oder dir dein Geld wegnimmt. Das Gefühl, überwacht oder eingeschränkt zu werden, ist nie normal.

Auch plötzliche und unerwartete Reisepläne können ein Warnsignal sein – besonders, wenn du dein Reisepass oder andere wichtige Dokumente nicht mehr selbst bei dir hast. Wenn dir gesagt wird, du dürftest nicht mehr zu bestimmten Orten gehen, oder du wirst isoliert von Menschen, denen du vertraust, solltest du aufmerksam sein.

Manchmal sind die Drohungen subtiler: Zum Beispiel, wenn immer wieder betont wird, dass deine Familie „die Ehre retten“ muss oder dass du durch deine Entscheidung anderen schaden würdest. Das sind häufig Versuche, deine Freiheit einzuschränken und dich zur Heirat zu zwingen.

Es ist wichtig zu wissen: Du hast das Recht, „Nein“ zu sagen, und deine Gefühle und Wünsche zählen. Niemand darf dich zu einer Ehe zwingen – auch nicht deine Familie.

Wenn du dich in einer solchen Situation befindest oder etwas davon wiedererkennst, zögere nicht, dir Hilfe zu holen. Je früher du dich jemandem anvertraust, desto besser können wir dich unterstützen und schützen.

Hilfe

Wenn du dich unter Druck gesetzt fühlst, ruf die bundesweite Hotline an:
08000 116 016 – kostenfrei, anonym, rund um die Uhr, mit Dolmetscher*innen. Du kannst auch per Chat oder E-Mail Kontakt aufnehmen.

Spezialisierte Beratungsstellen wie PAPATYA oder SIBEL bieten dir vertrauliche Unterstützung und helfen dir, sichere nächste Schritte zu planen.

Falls du befürchtest, ins Ausland gebracht zu werden, ruf sofort die Polizei unter 110 an. Hilfe zu suchen bringt dich nicht in Schwierigkeiten. Auch wenn du noch im Asylverfahren bist, kannst du Dolmetscher*innen verlangen und in einer sicheren Umgebung sprechen. Alles bleibt vertraulich.

Bist du unter 18? Dann schützt dich das Gesetz besonders. Vertrau dich einer erwachsenen Person an, der du vertraust – zum Beispiel einer Lehrerin, Sozialarbeiterin, psychosozialen Beraterin oder dem Jugendamt. Du bekommst Unterstützung, auch wenn es schwierig ist, die Familie einzubeziehen. Wenn du jemanden kennst, der in Gefahr sein könnte, sprich mit einer vertrauenswürdigen Person. Konfrontiere die Familie nicht selbst. Merke dir wichtige Nachrichten oder Reisepläne und kontaktiere im Notfall immer die Polizei unter 110.

Du hast das Recht, selbst zu entscheiden, ob, wann und wen du heiratest. Diese Rechte gelten hier in Deutschland – egal woher du kommst. Du verdienst Sicherheit und Respekt.

Wenn du nicht sicher bist, was du tun sollst, oder es schwer ist, die passenden Angebote zu finden, melde dich gerne bei uns. Du bist nicht allein.

Komm zu Albatros. Wir sind für dich da –vertraulich,sicher und unterstützend.

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